21. September 2012

Knickknack For A Start


"Medianeras"/ "Sidewalls", Gustavo Taretto, 2011, Filmstill von The Clothes Horse

Remanenz ist ein Rückstand, das Weiterbestehen eines Reizes. Physikalisch gesehen versteht man darunter die Magnetisierung, die ein Teilchen nach Entfernen eines externen Magnetfeldes behält. Remanenz ist also ein Engramm, die Begeisterung nach einem tollen Moment, das Grübeln infolge eines guten Artikels, die Empörung nach Empörendem. Das Gefühl nach dem Geschehen. Remanenz ist das, was bleibt.

Ein Gedanke vielleicht, ein Ansatz, eine Idee oder gar eine in sich abgeschlossene Theorie. Remanenz ist etwas, das haften bleibt und sich einrichtet und in dem Teilchen weiterarbeitet. Etwas, das Altes wahrt und zu Neuem führt. Ein Bindeglied, ein Abdruck. 

Wenn man lange schon im Internet zuhause ist, wird es irgendwann Zeit, dass Remanenz zum Mem wird. Dass man Dinge weitergibt und nicht mehr bloß nimmt, sondern hinzufügt. Dass man für Gleichgewicht sorgt, indem man sich dem Sog ein Stück weit entzieht und anfängt, sich mit Remanentem auseinanderzusetzen. Schriftlich. Bloggend (vielleicht). Und (oder) aber: immer noch blind vor Liebe zum Internet.

Vor 14 Jahren vielleicht saß ich zum ersten Mal alleine vor einem Computer und habe Geschichten geschrieben, die Buchstaben waren und nicht mehr. Vor ziemlich genau zehn Jahren wurde ich ins Internet geboren mit einer E-Mail-Adresse in der Computer-AG. Seitdem bin ich verloren und sehr glücklich.

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